Die Abteikirche
Die bei der Klostergründung 1024 errichtete Kirche wurde schon nach kurzer Zeit durch einen Neubau ersetzt. Durch eine großzügige Spende der Königin Richeza, Tochter des Stifterpaares Ezzo und Mathilde, konnte der Bau einer neuen Steinkirche in aufgenommen werden. 1048 erfolgte die Grundsteinlegung der sogenannten Richeza-Kirche. Sie ist eingeschlossen in die bestehende Kirche mit einem Chorumbau um 1200 nach dem Vorbild von Groß St. Martin in Köln.
Die mit Malereien verzierten gotischen Gewölbe ersetzen seit 1514 die romanische Decke. Die Schlusssteine im Langhaus sind mit kunstvoll geschnitzten Holzplatten versehen, die St. Nikolaus und die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind zeigen. Wertvolle Altäre, kunstvolle Kapitelle, bedeutende Andachtsfiguren sowie Hochgräber der Stifter und Äbte sind in die spätromanische Architektur einbezogen und tragen zu der erhabenen Schönheit der Kirche ebenso bei wie die prächtige Orgel mit barockem Orgelprospekt, das Chorgestühl, die Beichtstühle und Gemälde aus der Barockzeit.
Der mächtige Westturm dominiert mit 67 m Höhe die markante Dachlandschaft von sechs Türmen und gefalteten Dachflächen. Die Prachtentfaltung des Innenraumes setzt der Außenbau mit seinen Ergänzungen aus dem 16. und 19. Jahrhundert fort. Aus dem Abteipark einsehbar ist die unter der Bernhards-Kapelle gelegene Marienkapelle mit einer Pieta aus dem 19. Jahrhundert.
Abtei St. Nikolaus in Bildern
Die Abtei
Das Gebiet um Brauweiler gehörte dem lothringischen Pfalzgrafen Hermann. Dessen Sohn Ehrenfried, genannt Ezzo, heiratete hier auf einem Hofgut 991 Mathilde (Tochter Kaiser Ottos II. und Kaiserin Theophanus). Von den zehn Kindern der Ehe bekleideten drei Söhne hohe Ämter im Reich, sechs Töchter standen als Äbtissinnen bedeutenden Klöstern vor. Die Tochter Richeza wurde nach ihrer Heirat Königin von Polen und eine Gönnerin von Brauweiler.
1024 erlaubte Papst Benedikt VIII. Ezzo und Mathilde in Brauweiler ein Benediktinerkloster zu errichten und schenkte ihnen Reliquien des hl. Nikolaus. Der Reformabt Poppo, Abt von Stablo und Malmedy, wurde mit der Klostergründung beauftragt. 1028 weihte Erzbischof Pilgrim Kirche und Kloster zu Ehren der Heiligen Nikolaus und Medardus. Die Mönche lebten nach der Regel des hl. Benedikt, die zusammengefasst werden unter „ora et labora“, „bete und arbeite“.
Zeiten hoher Blüte des geistigen Lebens wechselten mit schwierigen Situationen, Seuchen, Kriegen und Missernten. Die Gastfreundschaft der Mönche genossen Arme und Reiche, Pilger und Könige. Bernhard von Clairvaux besuchte 1147 anlässlich seiner Kreuzzugpredigtreise das Kloster. Kaiser Karl V. war hier 1520 mit seinem Gefolge auf der Reise nach seiner Königskrönung in Aachen zu Gast.
Nur wenige Jahre nach Fertigstellung der barocken Prälaturgebäude zogen 1794 französische Revolutionstruppen ins Rheinland. 1802 löste Napoleon Klöster und Stifte auf. Die Mönchskirche wurde Pfarrkirche. Die französische Verwaltung nutzte das Kloster zur Einrichtung eines Bettlerdepots.
Das Rheinland wurde 1815 preußisch. Die preußische Provinzialverwaltung errichtete in den ehemaligen Klostergebäuden eine Arbeits- und Erziehungsanstalt.
In der Zeit des Nationalsozialismus übernahm die Geheime Staatspolizei die Zellenbauten für ihren Gestapoterror. Nach Ende des 2. Weltkrieges dienten die Gebäude der Unterbringung ehemaliger ausländischer Zwangsarbeiter. Aus der Landesarbeitsanstalt wurde eine Fachklinik für Psychiatrie, die 1978 geschlossen wurde.
Nach Rückbauten und Restaurierungen hat der Landschaftsverband Rheinland für die Denkmalpflege neue Arbeitsstätten geschaffen. Heute stellt sich für den Besucher die ehemalige Abtei baulich so dar, wie sie etwa aussah, als die Mönche das Kloster verließen.
Das religiöse Erbe hat die Katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus übernommen. In der alten romanischen Kirche werden, wie seit fast tausend Jahren, viele Gottesdienste gefeiert und in Konzerten das altehrwürdige Gotteshaus belebt.